Wer war Nikolaus?
Die Gestalt des Nikolaus ist wahrscheinlich eine Verflechtung zweier Lebensgeschichten. Einmal geht es um den Bischof Nikolaus aus Myra, der im 4. Jahrhundert gelebt hat und zum anderen um den Bischof von Pinora aus dem 6. Jahrhundert. Beide wirkten in Lykien, Kleinasien, der heutigen Türkei. Gesicherte Fakten gibt es zumindest für den Nikolaus aus Myra kaum.
Das heißt jedoch nicht, dass die überlieferten Legenden gar nichts mit der Person des Nikolaus von Myra zu tun hätten. Geschichten können wahrer sein als historische Fakten. Die Aussagen der Geschichten können eine innere Haltung ausdrücken, in denen der Charakter und die Werte einer Person gezeigt werden, auch wenn die Ausführungen einer nicht strengen Historie unterliegen.
Legenden
Es gibt sehr viele Legenden, hier stehen beispielhaft drei der klassischen Legenden:
Stratelatenlegende (Stratelat bedeutete “Feldherr”) – die Rettung unschuldig zum Tode verurteilter Feldherren.
Sie gilt als die älteste Legende. Die Begebenheit spielte sich zu Lebzeiten des Kaisers Konstantin ab (4.Jahrhundert).
Die wundersame Kornvermehrung – Brot für Myra. Mit Überzeugungskunst überredet Bischof Nikolaus den Kapitän eines Schiffes von der Kornladung abzugeben, um die hungernde Bevölkerung von Myra zu retten.
Die drei armen Mädchen – durch drei Goldklumpen, die der Bischof des Nachts in das Haus der Mädchen legt, bewahrt er diese vor der Zwangsheirat bzw. Prostitution.
Verehrung
In der Ostkirche wurde St. Nikolaus schon ab dem 4./5.Jahrhundert verehrt. Ausgehend von der heutigen Türkei über Griechenland bis nach Russland. Heute gibt es kaum ein orthodoxes Gotteshaus, in dem sich nicht mindestens eine Nikolaus-Ikone fände. Selbst der Sowjetsozialismus konnte die Beliebtheit dieses Heiligen nicht unterdrücken, sondern musste versuchten, ihn in der Gestalt des “Väterchen Frost” zu integrieren.
Spätestens seit dem 8./9. Jahrhundert führten Wunderberichte über den Bischof Nikolaus auch in der Westkirche zur Verehrung. Die byzantinische Prinzessin Theophanu, Ehefrau von Kaiser Otto II., förderte die Verehrung in Deutschland, Frankreich und England, indem Kirchenbauten dem hl. Nikolaus geweiht wurden. Die Überführung seiner Gebeine 1087 von Myra nach Bari führte zu einer weiteren Verstärkung des Kultes in ganz Europa. Zur Zeit der Städtegründungen im 11./12. Jahrhundert wurde die Verehrung noch durch die Hansegründung erweitert. In jeder der Hanse angehörenden Städte wurde eine Nikolaus-/ Nikolaikirche geweiht, schließlich galt der hl. Nikolaus als Schutzpatron der Händler, Kaufleute, Seefahrer und Reisenden.
Schutzpatron
Der Hl. Nikolaus ist Schutzherr von Völkern wie Russen, Kroaten und Serben sowie Regionen wie Bari und Lothringen und verschiedener Städte z.B. Amsterdam, Meran und New York. Er ist Schutzpatron für z.B. Pilger, Schüler, Alte und Kinder. Zahlreiche Berufsgruppen wählten ihn als Schutzheiligen wie Schiffer, Kaufleute, Rechtsanwälte, Bäcker. Auch die Deutsche Hanse benannte ihn zum Schutzpatron. Durch das politische und soziale Engagement der Berufsgruppen der Hanse gingen die Nikolai-/Nikolauskirchen der Städte später in bürgerliche Hauptkirchen über, die auch noch in Regionen der Reformation das Patrozinium behielten.